Bibliothek 2.0 und Social Media in Bibliotheken - ausgewählte Aspekte im Anwendungskontext

A. In welchem Kontext bewegen wir uns?

Web 2.0 - was ist das?

  • weg von der überwiegend passiven Konsumierung von Inhalten zur stärkeren Einbindung des Endusers als Produzent von Inhalten, sog. Kollaboratives Web mit intelligenten Benutzeroberflächen --> vom statischen zum dynamischen Web
  • Bibliotheken greifen allmählich diese Idee zunehmend unter dem Begriff "Bibliothek 2.0" auf ...
    • viele Bibliothekare sind noch relativ skeptisch bzw. unwissend
    • manche Bibliothekare probieren jedoch bereits ausgiebig die Möglichkeiten der "Bibliothek 2.0" und insbesondere die Kommunikationsformen der Social Media aus --> wir sollten als Berufsstand zumindest die wesentlichen Web2.0-Anwendungen kennen, denn nur so können die Dienste wirklich bewertet, Kunden beraten u. das Image von Bibliotheken gestärkt werden!
  • Nur, das was insbesondere die Hochschulen bzw. deren Einrichtungen an digitalen Dienstleistungen "pushen", wird auch von den Studierenden angenommen:
    • "Digital Natives bleiben draußen: Wie lernen Studierende mit Digitalen Medien? Heutige Studentinnen und Studenten gelten als "Digital Natives". Doch das Bild deckt sich nicht mit den Ergebnissen einer aktuellen Studie – im Studium dominiert ein eher konservatives Nutzungsverhalten digitaler Medien durch Studierende. Ein Schuldiger scheint gefunden: die Hochschulen. In die Studie “Lernen mit Digitalen Medien aus Studierendenperspektive” des Hochschulforums Digitalisierung, veröffentlicht im März 2016, flossen die Rückmeldungen von über 27.000 Studierenden ein. Diese stammten aus elf untersuchten Fächern (Geografie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Medizin, Pflegewissenschaft, Pharmazie, Physik, Politikwissenschaft, Sport und Zahnmedizin) an 153 Hochschulen in Deutschland."
 

Weiterführende Infos zum gesamten Themengebiet Bibliothek 2.0

 

B. Anwendungen für Bibliotheken speziell aus dem Bereich Social Media

I. Wikis
  • als Instrument des Wissensmanagements ermöglichen Wikis gemeinsam genutzte Inhalte abzulegen: es ist eine Website, die von angemeldeten und/oder anonymen Nutzern gleichermaßen gelesen, bearbeitet und verändert werden kann. Somit eignet sich ein Wiki vor allem für Inhalte, an denen und an deren Aktualisierung mehrere Teilnehmer interessiert sind.
  • Wikis können unterschiedlich konfiguriert sein - vom ganz offenen System, in dem jeder - auch anonym, Seiten schreiben und verändern kann - bis hin zum gänzlich geschlossenen, in dem nur angemeldete Nutzer mitarbeiten können. Bevorzugte Software zu Erstellung ist MediaWiki
  • Wikis als internes bibliothekarisches Arbeitsinstrument
    • Bibliotheks-Verbund-Wiki des GBV: "In diesem Wiki werden Projekte und Vorhaben im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) präsentiert. Es ist eine Arbeitsplattform, die die Kommunikation und Kooperation der Bibliotheken im Verbund verbessern möchte."
  • Wikis für die Bibliothekskunden (in der Regel nicht zum Mitmachen für die Bibliothekskunden, sondern als weiterer Kundeninfo-Kana)

Weiterführende Hinweise ...

 

II. Weblogs/Blogs
  • Weblogs oder "Blogs" sind Webseiten, die ähnlich einem Journal oder Tagebuch aus chronologisch geordneten Einträgen bestehen und inhaltlich eine eher persönliche Note aufweisen
  • Leser eines Blogs können die Einträge durch das Vergeben von sogenannten Tags (Schlagwörtern) kategorisieren und vor allem auch kommentieren. So dienen Weblogs nicht nur der Verbreitung von Inhalten, sondern können Raum für Diskussionen und Austausch geben
  • Der Begriff "Blogosphäre" meint den virtuellen sozialen Raum, der die Blogs und Blogger umfasst
  • Das Einrichten und die Pflege eines Weblogs sind sehr einfach - dadurch ist das Generieren eigener Inhalte mit einem geringen Aufwand möglich. Durch die verschiedenen Funktionen wie Kommentieren und Tagging wird eine direkte Interaktion zwischen dem Schreiber und dem Leser hergestellt

Öffentlichkeitsarbeit über Weblogs

  • persönliche Note und Möglichkeit, mit den Kunden über die Kommentarfunktion in direkte Kommunikation zu treten --> persönliche Kundenbindung u. stärkere Identifikation mit der Bibliothek (Communitybildung)
  • zielgruppenspezifisiche und nutzergerechte Informationsaufbereitung z.B. auch durch Verwendung mehrerer Blogs oder Verlinkung zu Twitter
  • mögliche Inhalte
    • Neuerwerbungs-Meldungen und Buch-/Medienbesprechungen, teilweise mit Bewertungsfunktion
    • Veranstaltungsankündigung oder Veranstaltungsdokumentation
    • allgemeinere Informationen zur Leseförderung
    • Informationen über neue Service-Dienstleistungen etc.
    • Bibliothekarische Weblogs zu speziellen Berufsfragen
      • netbib - ältestes bibliothekarisches Blog (seit 2001, > 20.000 Einträge)
      • hapke-weblog: "About information literacy, history, philosophy, education and beyond"
  • einfache Bedienung und Handhabbarkeit --> leichtere Aktualisierung als bei einer (statischen) Website
  • Weblogs als wichtige Ergänzung nicht als Ersatz für andere Formen der Kommunikation mit den Bibliothekskunden!!
  • Mögliche Nachteile
    • Spam-Gefahr
    • gewisser redaktioneller Pflegeaufwand

Ausgewählte Blog-Beispiele

Weiterführende Hinweise

  • Weblogs - erste Hinweise (bibliotheksportal)
  • Marker, Petra: Die Rezeption bibliothekarischer Fachblogs in Deutschland (Diplomarbeit Köln 2009, Kurzfassung in BuB 2010)

 

III. Twitter / Microblogging
  • Kurznachrichten, ähnlich wie ein Nachrichten-Ticker, können mit bis zu 140 Zeichen veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung funktioniert entweder über den Browser oder auch über Mobilfunk-Anwendungen. Andere registrierte Nutzer ("followers") können die Beiträge ("tweets") abonnieren, weiterleiten und darauf antworten
  • gut geeignet für Veranstaltungshinweise, Recherchetipps oder Blogpostings
  • Hinweise auch auf Neurerwerbungslisten sowie Vernetzung mit anderen Bibliotheken
  • bibliotheksintern: Nachrichtenverteiler, Vernetzung zwischen den Bibliothekaren

Beispiel

Weiterführende Hinweise

 

IV. Social Tagging - (Bild-)Inhalte teilen / Möglichkeiten für Bibliotheken / Instagram
  • gemeinschaftliches Erschließen, Zur-Verfügung-Stellen und Verwalten von verschiedenen Webinhalten – Bildern, Filmen oder Bookmarks
  • Erschließung erfolgt über sog. Tags (vergleichbar mit Schlagworten - aber ohne feste Regeln!!)
    • Tagging dadurch breiter und vielfältiger als kontrolliertes Vokabular (näher an der Begrifflichkeit einer Community)
    • aber auch ungeordneter u. unsystematischer
  • bekannteste Dienste
 
V. Social Bookmarking
  • gemeinschaftliches Anlegen von Bookmarksammlungen und Erschließung durch Tagging
  • ortsunabhängiger Zugriff von jedem Rechner aus auf die eigene Bookmarksammlung
  • Einsehen der Bookmarks anderer Teilnehmer
  • Bibliotheken können ihre fachlichen Linksammlungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen und die Links von der Community erweitern und taggen lassen
  • Beispiele
    • Bibsonomy: wissenschaftlich orientiert; wesentlich differenziertere Beschreibung der Nachweise; neben Webseiten auch andere elektronische Publikationsformen wie Zeitschriftenartikel oder Buchkapitel anhand ihrer möglichen Metadaten differenziert strukturiert
    • Library Thing: Online-Dienst zum Katalogisieren eigener Bücher, Empfehlungs- und Bewertungsfunktionen, Import von Katalogdaten (z.B. Library of Congress, GBV), Vernetzung mit anderen Nutzern, Gruppenbildung

 

VI. Soziale Netzwerke - Facebook-Auftritte von Bibliotheken

Facebook

  • kommerzielles Kontakt-Netzwerk; bietet seinen registrierten Nutzern die Möglichkeit, sich eine Profilseite zu erstellen: neben persönlichen Angaben zur Selbstdarstellung (Interessen, Lebenslauf, Neuigkeiten) lassen sich Fotos oder Videos einbinden, Nachrichten veröffentlichen und von anderen Nutzern kommentieren, Interessens-Gruppen bilden

Konkrete Anwendung

  • Möglichkeit der verstärkten Kundenbindung, des direkten In-Kontakt-Tretens mit den Nutzern/Kunden.
  • Chance, andere Nutzer oder auch bisherige Bibliotheks-Nicht-Nutzer zu erreichen und "dahin zu gehen", wo ein Teil der potentiellen Kunden sich befindet --> neue Kommunikation mit dem Kunden, die nun wesentlich von diesen mitbestimmt werden kann u. evtl. ganz neue Einsichten in die bibliothekarische Arbeit ermöglicht
    • Öffentliche Bibliotheken können mit Schulen, Unternehmen und anderen Einrichtungen kommunizieren, eine Plattform für spezielle Nutzergruppen der Bibliothek einrichten etc.
    • Wissenschaftliche Bibliotheken können (Informations-)Dienstleistungen im Zusammenhang mit den Studieninhalten anbieten
  • Allerdings erfordert die Präsenz in Facebook auch die kontinuierliche Pflege des Profils - aktuelle Meldungen sollten regelmäßig gepostet, auf Kommentare und Fragen unbedingt geantwortet werden.
  • Rechtliche Aspekte sind zu beachten:
    • mangelnder Schutz persönlicher Daten, vor allem auch der Daten Minderjähriger und die Verwendung derselben für kommerzielle Zwecke, ebenso wie die Verwertungsrechte der persönlichen Daten für die Betreiber auch nach Deaktivierung eines Kontos

Beispiele

Weiterführende Hinweise

  • Facebook - erste Hinweise (bibliotheksportal)

 



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