Berthold
Meier, h-da, FB Media, Studiengänge Information Science (BA+MA), Studienrichtung
Bibliothekswissenschaft / Library Science
E-Learning
- mit und in Bibliotheken - ausgewählte Möglichkeiten und Szenarios
Worum soll es gehen?
- durch die fortschreitende Digitalisierung in allen Lebensbereichen
ist es (auch aufgrund der Corona-Pandemie-Erfahrungen) zu einem Wandel
von Lehr-/Lernkontexten gekommen
- auch in Bibliotheken ist die digitale Transformation ein wichtiges
Thema - und viele Bibliotheken haben eigene, innovative digitale
Schulungsangebote entwickelt, um ihren Kund*innen möglichst
individuelle Lernwege anbieten zu können
Agenda
A. Welche Schulungsangebote bieten Bibliotheken, insbesondere
wissenschaftliche Bibliotheken derzeit an?
B. E-Learning
- kurz definiert
- ausgewählte E-Learning-Formate in Bibliotheken mit
Beispielen
C. Didaktische Grundlagen: Das Bedürfnisorientierte Lern-Design
- BoLD (nach Frank Waldschmidt-Dietz, UB Gießen)
D. Blick auf den BA-Studiengang "Information Science" mit
der Studienrichtung Bibliothekswissenschaft / Library Science
- Bibliothekar*innen müssen sich (zumindest in Grundzügen) mit Wissensvermittlung
u. auch mit E-Learning auseinandersetzen
A. Welche Schulungsangebote bieten (wissenschaftliche)
Bibliotheken an?
- Vorstellung der Bibliothek (Räumlichkeiten, Bestände)
- Schulungen rund um das wiss. Arbeiten (Verbesserung der Informationskompetenz)
- Individuelle Schulungs- und Beratungsangebote (Coaching)
B. Was ist E-Learning?
E-Learning (Arnold 2018, S. 22) bezeichnet ein ...
- vielgestaltiges gegenständliches
und organisatorisches Arrangement von ...
- elektronischen
bzw. digitalen Medien zum Lernen
- virtuellen
Lernräumen (Lernplattformen / Lernmanagementsystemen)
- Blended Learning
(Kombination aus Präsenz- und E-Learninganteilen)
- dieses Arrangement
von elektronischen Mitteln, Räumen und Verknüpfungen kann
individuell oder gemeinsam zum Lernen bzw. zur Kompetenzentwicklung
von Lernenden in selbst bestimmten Zeiten genutzt
werden
- großes
Spektrum an Formaten: von der ...
- einfachen Ablage digitalisierter
Unterrichtsmaterialien über ....
- online abgehaltene
Kurse bis hin zu ....
- Lernmodulen
auf Lernplattformen/Lernmanagementsystemen mit interaktiven Elementen,
Lernkontrolle sowie Kommunikationsfunktion (z.B. moodle)
Vor- und Nachteile von E-Learning
- hohe Flexibilität:
je nach angebotenem Lehr-/Lernformat ist zeit- und ortsunabhängiges
Arbeiten möglich
- individuelle
Lernvoraussetzungen
(z.B. Lerntempo, Wissensstand etc.) können häufig besser
unterstützt werden
- große
multimediale Vielfalt an
Lernangeboten verfügbar
- Audio- und Video-Dokumente
sind leicht integrierbar
- Wiederverwendbarkeit
von Lernangeboten
- Veranstaltungen
können teilweise auch für eine individuelle Nachnutzung bzw.
Repetition aufgezeichnet werden
- keine aufwändige
Raumplanung und Geräteausstattung vor Ort erforderlich
- erfordert hohes Maß
an Selbstdisziplin und Selbstorganisation
- teilweise nur
wenig Austauschmöglichkeiten mit anderen Lernenden; Gefahr
der Isolation
- Lernen am Bildschirm
ist ermüdender, benötigt ein gutes Pausen-Management
- Geräteabhängigkeit
und evtl. technische Probleme
Blick auf ausgewählte
E-learning-Formate in Bibliotheken
....... Podcasts, Videokurse, Lernmodule, Online-Seminare und
Webinare .......
- Podcast
(mehrfach und zeitunabhängig für das Selbststudium nutzbar)
- abrufbare oder abonnierbare
Audio-Dateien zu einem Thema
- Bibliotheca
- quo vadis? Ein Podcast zur Zukunft öffentlicher Bibliotheken
aus dem Bibliothekslabor Chemnitz (StB Chemnitz)
- Eine
Reise für Heldinnen und Helden - die Bachelorarbeit (Schreibwerkstatt
der UB Marburg)
- WiBitte?
- Wissenschaftliche Bibliotheken einfach erklärt (HS für den
öffentl. Dienst, FB Archiv- u. Bibliothekswesen, München)
- Video-Kurs
/ Tutorial-Video / Screencast (mehrfach
und zeitunabhängig für das Selbststudium nutzbar)
- filmische "Gebrauchsanweisungen"
für ein überschaubares Thema, Vorgang, Sachverhalt
- verschiedene Möglichkeiten, u.a. ...
- reine Screencasts
(geben nur einen aufgezeichneten Bildschirm-Inhalt wieder, z.B. Bedienung
von Software oder Interaktion mit einer Anwendung, vertonte PPT-Folien
etc.)
- Erklär-Videos
(animiert und/oder teilweise mit realer Person vor der Kamera)
- viele Hochschul-Bibliotheken
betreiben bereits einen eigenen Youtube-Kanal
- Lernmodul /
E-Tutorial / Online-Tutorial / E-Kurs (mehrfach
und zeitunabhängig für das Selbststudium; aber auch kombinierbar
mit Präsenzlehre)
- in sich abgeschlossene
und durch eine Navigation strukturierte Zusammenstellung ....
- zu einem
(größer
angelegten) Thema (mit Texten, Abbildungen, Videos,
Animation etc.)
- ähnlich einem
analogen Vorlesungs- oder Übungsskript
- Selbsttest u. Kontrollaufgaben
sind möglich
- oft über Lernmanagementsysteme
(z.B. moodle, ILIAS etc.) zugänglich
- Online-Seminar
(Interaktion mit den Teilnehmenden)
- Online-Version
eines klassischen Seminars mit stärkerer Einbindung der
Teilnehmenden und teilweise Aufgabenstellungen in eigenen virtuellen Gruppenarbeitsräumen
- Kommunikation / Interaktion
über Webkonferenzsystem (z.B. BBB oder zoom etc.):
Bildschirmfreigaben des Dozierenden bzw. der Teilnehmenden, Chat, Umfragen,
direkte Fragemöglichkeiten, gemeinsames Whiteboard ....
- Webinar
(Einbindung u. Kommunikation mit den Teilnehmenden)
- Online-Seminar, jedoch
mit stärkerem Vortrags- bzw. Vorlesungscharakter; häufig
auch nur wenige Termine
- wird gelegentlich
auch als "Online-Seminar" oder "Workshop"
bezeichnet
E-Learning-Materialien sind zunehmend als sog. OER frei
zugänglich u. nachnutzbar
- OER - Open
Educational Resources: Sammelbegriff für sämtliche
Arten von digitalen Lehr-/Lernformaten, die gemeinfrei bzw. mit
einer freien Lizenz bereitgestellt werden und legal und kostenfrei von jedem
Anwender verwendet, vervielfältigt, verändert und verbreitet werden
dürfen. OER umfassen u.a. ...
- Skripte
- Lehrbücher
- Präsentationen
- Aufgaben u. Tests
- Projektaufzeichnungen
...
- Dokumente können
neben Textdateien auch als Audio-, Video- oder Animationsformat vorliegen
C. Didaktische Grundlagen u.
das Bedürfnisorientierte Lern-Design (BoLD)
Spezielle E-Didaktik
- beschäftigt
sich mit der Auswahl, Gestaltung und dem Einsatz digitaler Medien
im Lehr-/Lernprozess
- versucht
diesen Prozess durch geeignete Konzepte, Methoden u. Medien zu unterstützen
und zu verbessern
- im Kontext von
Bibliotheken empfehlenswert
und hilfreich: BoLD - Bedürfnisorientiertes Lern-Design
Bedürfnisorientiertes Lern-Design
(BoLD) nach Waldschmidt-Dietz 2018, S. 107 ff.
- stellt den Lernenden in den Mittelpunkt der didaktischen
Überlegungen --> Lehrangebote aus der Nutzenden-Perspektive
denken!
- berücksichtigt die unterschiedlichen schulischen und
auch außerschulischen Lernerfahrungen (z.B. Frontal-
versus Projektunterricht ...) und Lernvorlieben der Lernenden
- bei Interesse für ein Thema sollten die Nutzenden selbst
entscheiden können, welche Lernform sie bevorzugen ...
- Präsenzangebote (z.B. Schulungen, Führungen) ...
- Online-Material (z.B. Videos, E-Books, E-Kurse, Virtuelle Tour) oder
...
- klassische (Selbst-Lern-)Medienangebote (z.B. Lehrbücher)
- Bibliotheken sollten also verschiedene (sich doppelnde) Schulungsszenarios
bereithalten --> parallele Schulungsangebote als Mehrwert
- ein aufgezeichneter Lehrvortrag (aus einer Online-
oder Präsenzveranstaltung) kann in aller Ruhe orts- u. zeitunabhängig
nochmals rekapituliert werden und damit auch die Veranstaltung
nachbereiten / unterstützen
- Beispiel:
UB Gießen - E-Coffee-Lectures
(= Kurzvorträge als Webinar zu einem eng begrenzten Thema,
15 Minuten) werden durch Videoaufzeichnung im betreffenden Youtube-Kanal
zusätzlich bereitgestellt
- Bibliotheken bewerten ihre bisherigen Lehrangebote
kritisch
- Didaktische
Analyse: wer soll was, von wem, wann, mit wem, wo, wie, womit und
wozu lernen?
- Mögliche Bewertungsdimensionen
können sein ...
- Unabhängigkeit von Ort und Zeit (ja/nein)
- Lehrangebot: physisch oder digital
- persönliche Betreuung (ja/nein)
- Interaktivität (ja/nein)
- Wiederholbarkeit (ja/nein)
- Lehrinhalte
- Zielgruppen
- .....
- Beispiel
- eine bisher angebotene Präsenzschulung zur Recherche
im Bibliothekskatalog wird künftig ergänzt
durch ein Erklär-Video, um den Lernenden Zeit-
und Ortsunabhängigkeit zu ermöglichen
- Zugleich können auch neue Angebote entwickelt/designt werden
- bereits vorhandene (kurze) Online-Tutorials oder
Screencasts werden zu einem größeren Lernmodul weiterentwickelt
Was bedeutet das nun ganz konkret für die Bibliothek?
- (bisherige u. alleinige) Präsenzformate
lassen sich sehr häufig mit vertretbarem Aufwand
in zusätzliche Online-Formate überführen
- Führungen -->
Virtuelle Führungen, z.B. Videorundgang oder Fotoserie
- Präsenz-Seminare
--> Webinare
- Übungen -->
Online-Übungen
- Vorort-Beratungen
--> Online-Beratungen / -Coaching
- Präsenzvorträge
/ Kurzvorträge (Coffee-Lectures) --> online Coffee Lectures als
Online-Event
- Beispiel: UB der TU München - Kurse
(oft in mehreren Formaten verfügbar)
- Klassische Schulungen werden damit nicht abgelöst,
sondern durch zusätzliche digitale Lernressourcen ergänzt
- DIGITALE LEHR-ANGEBOTE ...
- sind also keine
Notlösung, sondern als reguläres Angebot mit
viel Potential einzustufen
- erreichen zusätzlich
neue Zielgruppen: wissenschaftliches Personal, Schüler, Lehrkräfte
etc.
- lassen sich
relativ einfach in bestehende Lernmanagement-Systeme (wie ILIAS,
moodle etc.) integrieren und/oder auch auf Videoplattformen
(wie YouTube etc.) einstellen
- lassen sich
durchaus mit kostenfreien oder günstigen Tools bei überschaubarem
Einarbeitungsaufwand erstellen
- es müssen nicht
immer "Hochglanz-"Präsentationen sein
- Kreativität,
Witz und Comic kommen oftmals genauso gut bei den Konsumierenden an
- haben sich seit der Corona-Pandemie in den großen wissenschaftlichen
Bibliotheken gut etabliert
D. Bibliothekswissenschaftliches Studium: Wissensvermittlung
und E-Learning als wichtige Qualifikation
Wie gut sind Bibliothekar*innen bisher für E-Learning
qualifiziert?
- E-Learning in Bibliotheken
/ Kenntnisstand und Anwendung (Online-Befragung von n= 327 Bibliothekarinnen
und Bibliothekaren an öffentlichen, wissenschaftlichen sowie Spezial-Bibliotheken,
vgl. Schlang 2020, S. 98):
- Über die
Hälfte der Befragten hat keinerlei Erfahrungen mit E-Learning und
stellt somit auch keine E-Learning-Angebote zur Verfügung
- vor allem in Öffentlichen
Bibliotheken noch eher spärliche Angebotssituation
- es fehlen teilweise
die nötigen methodisch-didaktischen Kompetenzen zur Konzeption und
Erstellung von Angeboten
- teilweise auch subjektive
Ängste, dass sich durch das Angebot von E-Learning ein geringerer
Kontakt zu den Kund*innen entwickelt
E-Learning in der Darmstädter Studienrichtung Bibliothekswissenschaft
(BA)
- innerhalb des Moduls "Virtuelle Bibliotheksdienstleistungen"
- Möglichkeit zur Durchführung einer Schulungseinheit
als Präsenz- oder Online-Veranstaltung (mit Webinar-Charakter)
vor dem Seminar-Plenum
- für alle Teilnehmenden: Teaching Library - Basics (didaktisch-methodische
Planung von Lehrveranstaltungen)
- ab SoSe 2023: Exkursionen zu / Vorträge von "Best-practice-"Bibliotheken
innerhalb des Moduls "Bibliothekarische Berufsfelder", um E-Learning
vor Ort kennenzulernen
- künftige Projekte / Individual-Projekte / Abschlussarbeiten: Unterstützung
bei der Ausarbeitung oder Evaluierung von bisherigen E-Learning-Formaten
Vielen
Dank für Ihre / Eure Aufmerksamkeit!
Vortrag abrufbar unter: https://biblio.media.h-da.de/IuD/elearnvortr.htm
Verwendete
u. weiterführende Quellen
- AG Informationskompetenz:
Förderung
von Informationskompetenz in der digitalen Lehre, Herausforderungen und
Empfehlungen (Stand: 1.12.2020)
- Arnold, P. et al.: Handbuch
E-Learning, Lehren u. Lernen mit digitalen Medien, 5. Aufl., Bielefeld 2018
- Digitale
Lernszenarien im Hochschulbereich (hochschulforum digitalisierung, 2016)
- E-Teaching.org:
"Auf e-teaching.org finden Sie wissenschaftlich fundierte und praxisorientierte
Informationen zur Gestaltung von Hochschulbildung mit digitalen Medien. Das
nicht-kommerzielle Portal ist ein Angebot des Leibniz-Instituts für Wissensmedien"
- Laczny,
J.: E-Tutorials
zur Nutzerschulung in Bibliotheken, Stand der Technik und Trends, in: Perspektive
Bibliothek 7.2 (2018), S. 111-143
- Melloni,
K.: Informationskompetenz via Webinar - Chimäre oder Realität?
Vortrag, 32. Österreichischer Bibliothekartag, Wien 2015
- Melloni,
K.: Das didaktische
Potential von Webinaren - ein noch zu urbanisierendes Feld, Vortrag, 107.
Deutscher Bibliothekartag, Frankfurt/M. 2017
- Portal
E-Didaktik (Uni Halle)
- Schatzkiste Lehrplanung
(Hochschuldidaktik online)
- Schlang,
T.: Fit für die Konzeption von E-Learning-Angeboten: Eine praktische
Online-Einführung für Angestellte in Bibliotheken, Bachelorarbeit
TH Köln, 2020 (enthält u.a. auch eine Umfrage zur Bekanntheit und
Anwendung von E-Learning in Bibliotheken sowie eine Kurzeinführung in
die Erstellung eines Erklärvideos)
- Schmitz,
V.-C.: Digitale und hybride Lernraumgestaltung in Wissenschaftlichen Bibliotheken,
Bachelorarbeit, HS Hannover 2022
- Waldschmidt-Dietz,
F.: Vornweg statt hinterher - wie Bibliotheken den Lernwandel mitgestalten
können, in: BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis 2018; 42(1): S. 104–115
- Waldschmidt-Dietz,
F.: Warum ein
YouTube-Kanal für die Bibliothek lohnt u. wie man ihn etabliert, UB Gießen
2020
Copyright: B. Meier