Recherchestrategien im Internet
(in Anlehnung an Steinhaus 1998, S. 89-100)

A. Allgemeine Hinweise
B. Phasen der Informationssuche
C. Fünf mögliche Strategien

 
 
A. Allgemeine Hinweise
  • am wichtigsten: die richtige Fragestellung, d.h.: was suche ich eigentlich?
    • kann meine Frage vielleicht auch ohne Internetrecherche beantwortet werden?
    • wo könnte die gesuchte Information zu finden sein?
    • sind bereits konkrete Dienste oder Organisationen bekannt?
  • die richtigen Suchbegriffe verwenden
    • je größer die Datenbank, desto spezieller sind die Suchbegriffe zu bilden
      • Begriffe wie „Musik“, „Computer“ sind in großen Suchmaschinen zu unspezifisch.
    • je spezieller die Datenbank, desto spezieller sind die Suchbegriffe zu bilden
    • Plural/Singular: Suchbegriff eher in Pluralform eingeben
    • an Synonyme denken, um das Begriffsfeld zu erweitern
    • gegebenenfalls verschiedene Schreibweisen beachten: „Graphik“, „Grafik“, „Graphic“ --> an die neuen Rechtschreibregeln denken!
  • die Sprache für die Recherche festlegen: Genügen deutschsprachige Dokumente?
  • geeignetes Suchverfahren bestimmen:

 
 
B. Phasen der Informationssuche bei Internetrecherchen
1. Orientierungsphase
  • sich einen Überblick über das zu recherchierende Thema verschaffen
  • grundlegende Begriffe kennenlernen
  • je besser der Überblick über das Themengebiet, desto leichter die Formulierung von Suchfragen
2. Vorbereitungsphase
  • sich einen Überblick über die verschiedenen Web-Angebote verschaffen und Suchsysteme bestimmen
  • ein vorläufiges Suchkriterium für die Abfrage in Suchmaschinen bestimmen
  • Checkliste zur Vorbereitungsphase
    • Welche Institutionen (Vereine, Forschungsinstitute, Unis, Firmen) arbeiten an dem gesuchten Thema? Welche Institutionen könnten bereits im Internet vertreten sein?
    • Welche (kostenlosen) Literaturzusammenstellungen (Bibliographien) existieren im Internet?
    • Welche (kostenlosen) Fachzeitschriften, die das Thema behandeln, existieren im Internet?
    • Besitzen thematische Verzeichnisse - wie z.B. Yahoo -  Einträge zum Thema?
    • Wie viele Fundstellen geben Suchmaschinen - wie z.B. AltaVista, google - nach Eingabe eines Oberbegriffes zum Thema an?
  • Checkliste zur Suchformulierung
    • Mit welchen Begriffen läßt sich das Thema näher umschreiben?
    • Steht das Thema im Zusammenhang mit mehreren Oberbegriffen bzw. Fachgebieten?
    • Welche Unterbegriffe sind für das Thema relevant?
    • Lassen sich bestimmte Ober- bzw. Unterbegriffe eventuell ganz ausschließen?
3. Suchphase
  • möglichst mehrere Suchkriterien bzw. Abfragen nacheinander durchführen; auch wenn die erste Suche bereits erfolgreich war, sollte man das Suchkriterium umformulieren und eine weitere Recherche durchführen, damit keine weiteren relevanten Fundstellen verlorengehen.
  • häufig stößt man bei Recherchen auf bestimmte Personen, die mit dem gesuchten Thema in enger Verbindung stehen --> also auch nach Namen suchen
4. Auswertungsphase
  • Ergebnisse bewerten und eventuell Suche mit neuen Suchkriterien durchführen

 
 
C. Recherchen im Internet - fünf mögliche Strategien
1. Intuitive Suche: Direkte Suche nach Web-Sites
  • bei der Suche nach Firmen, Behörden etc. durch Raten www.name.de, bei deutschen Einrichtungen oder bei Firmen auch www.name.com
    • z.B.  www.bundestag.de  oder  www.spiegel.de
  • ob eine Firma oder Institution überhaupt mit einem eigenen Domain-Namen im WWW vertreten ist, kann man durch eine Abfrage bei RIPE ermitteln 

  • -->  http://www.ripe.net/cgi-bin/whois
2. Schneeballsystem: Kumulative Suche
  • durch Auswertung einer gefundenen Quelle findet man neue Informationen, die man wiederum auswertet etc.
  • bei der Suche im WWW am besten in einem der großen thematischen Kataloge beginnen; den Links auf den so ermittelten Web-Angeboten weiterfolgen und gegebenenfalls in die Lesezeichen/Favoriten-Liste aufnehmen
3. Strukturierte Suche
  • Zusammenhänge zwischen Suchbegriffen, die man aus leichtzugänglichen Informationen (z.B. Lehrbuch, Zeitungsartikel etc.) ermittelt, herstellen. --> Begriffsstruktur aufbauen
    • hierarchisch: Ober- und Unterbegriff
    • gleichwertige Begriffe, Synonyme
    • Begriffe mit Booleschen Operatoren verknüpfen
  • weitere Merkmale der strukturierten Suche:
    • das Verfahren beginnt wie die kumulative Suche mit leicht zu gewinnenden Infos
    • das Verfahren nutzt, wie die systematische Suche, bereits gewonnene Infos, um neue Suchkriterien zu ermitteln
    • das Verfahren verringert bei gründlicher und überlegter Anwendung sowohl das Risiko „blinder Flecken“, das die kumulative Suche mit sich bringt, als auch die überflüssigen Informationen bei der systematischen Suche
4.  Taktische Suche: Die Informationsflut im WWW strukturieren
  • Suche nach einer zentralen Start- oder Überblicksseite (--> Leitseite) zum betreffenden Thema
  • Phrasensuche, z.B. „XYZ Homepage“ oder „XYZ Home“ oder „XYZ Main Page“
  • Suche nach einer Liste von Links zum Thema  --> Boolesche Verknüpfungen verwenden:
    • directory AND Suchbegriff 
    • index AND Suchbegriff 
    • (catalogue OR catalog) AND Suchbegriff 
    • reference AND Suchbegriff 
    • hotlist AND Suchbegriff 
    • bookmark AND Suchbegriff 
    • linklist AND Suchbegriff 
    • link AND sammlung AND Suchbegriff 
    • verzeichnis AND Suchbegriff
5.  „Bergsteigen“: Systematische Suche
  • zunächst Ermittlung von Grundlageninformationen und anschließend weitere gründliche Suche in den interessierenden Spezialgebieten
  • Fundstellen inhaltlich auswerten und anhand der ermittelten Ergebnisse eine neue, speziellere Abfrage starten, die wiederum neue Fundstellen bringt, die nun erneut zu einer (noch) spezielleren Fragestellung führen können
  • bei der Suche im WWW zunächst alle Links aus den thematischen Katalogen zusammentragen; anschließend eine Suchanfrage an die Meta-Suchsysteme schicken; alle ermittelten Links auf Dubletten überprüfen; zusätzlich auch in AltaVista, google etc. separat suchen und die Verfeinerungsfunktionen dieser Suchmaschinen anwenden
  • „Bergsteigen“ ist sehr arbeitsintensiv!
  • „Bergsteigen“ nur sinnvoll, wenn es um eine umfassende und gründliche Suche geht: z.B. wissenschaftliche Abschlußarbeit oder größere Projektarbeit in einem Unternehmen




 

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