Bibliothekarische Klassifikationen

Grundlegendes
Erschließungshilfen zur Systematik
Ausgewählte Beispiele

Aufgaben zum Klassifizieren
Grundlagen

Der Aufbau einer (Bibliotheks)-Systematik wird in der Regel durch (hierarchische) Haupt- und Untergruppen (auch Klassen u. Unterklassen genannt) bestimmt, die durch Notationen (= Systemstellen, engl.: Classification Code) bezeichnet werden

Um eine Klasse zu untergliedern (Unterklassen zu bilden), muß für jeden Gliederungsschritt ein zusätzliches unterscheidbares Merkmal herangezogen werden
--> so enthält die Unterklasse alle Merkmale der Oberklasse plus (mindestens) ein weiteres Merkmal

 

Man unterscheidet ...
  • nach Konstruktionsart 2 unterschiedliche Ansätze
  • nach fachlicher Abdeckung
    • Universalklassifikation (für alle Wissensgebiete)
      • z.B. DDC - Dewey Decimal Classification
    • Fachgebietsklassifikation
      • z.B. MeSH - Medical Subject Headings: Schlagwortsystem inkl. Klassifkation (Tree Structures) der biowissenschaftlichen Datenbank Medline

     

Bei der Sacherschließung durch Klassifizieren wird jedes Buch / Medium (mindestens) einer Klasse oder Systemstelle (Notation) zugeordnet --> alle Bücher (Medien) über das gleiche Thema erhalten die gleiche Notation

Erschließungshilfen für Systematiken
  • alphabetisches Schlagwortregister, das zu jedem Schlagwort die dazugehörige Notation der Systematik aufführt
  • Systematikübersichten: informieren über den Aufbau der gesamten Systematik oder eines Teilgebiets (= grobe Inhaltsübersicht zur Systematik)

 
Ausgewählte Beispiele für bibliothekarische Klassifikationen
 
Systematiken für WBs

RVK - Regensburger Verbundklassifikation

  • in den 1960er Jahren an der neu gegründeten UB Regensburg entwickelt
  • wird von Hochschulbibliotheken (insbesondere Bayern sowie neue Bundesländer) als Aufstellungssystematik verwendet
  • dient auch zur zusätzlichen inhaltlichen Erschließung in den Online-Katalogen der Bibliotheken
  • umfasst 34 Oberklassen (Großbuchstaben) im Sinne von 34 Fach-Systematiken in unterschiedlicher Ausführlichkeit mit insgesamt ca. 118.000 Klassen; (verfolgt also nicht die Intention einer Universalklassifikation!)
    • Notationen bestehen aus 2 Buchstaben (für Hauptklasse u. erste Untergliederungsebene) sowie einer Feingliederung durch 3-5 stellige Zahlenfolgen (Achtung! Angehängte Ziffern besitzen keine Gliederungshierarchie wie etwa bei der DDC!!)
  • Die Verfassernamen werden dann über eine Buchstaben-Ziffern-Kombination verschlüsselt (sog. Cutter-Methode bzw. bei RVK Cutter-Sanborn-Verschlüsselung, auch CSN= Cutter-Sanborn-Notation bezeichnet; die CSN legt die Aufstellungsreihenfolge im Regal fest.)
  • Notationsbeispiel "Antike Bibliotheken": AN 59100 M123
    • A - Allgemeines (= Fachgruppe)
      • AN - Buch- und Bibliothekswesen, Informationswissenschaft (= Untergruppe)
        • AN 58000 bis AN 89900 Bibliothekswesen (= Feingruppen)
          • AN 59000 bis AN 59600 Bibliotheksgeschichte
            • AN 59100 Altertum
              • M123: Verschlüsselung für den Autorennamen "Meier, Zacharias"
                • Es können zusätzlich auch weitere Aspekte aus den Medien verschlüsselt werden: z.B. auch Ortsnamen, Teile des Buchtitels
                • auch Auflagenbezeichnungen - z.B. (2) - , Erscheinungsjahre - z.B. .2001 -, eine Bandzählung, -3 oder eine Exemplarzählung - z.B. +3 können noch an die Notation angehängt werden
  • Beispiel-Katalogisat aus der h-da-Bibliothek

BK - Basisklassifikation

  • wird im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) flächendeckend und auch im K10plus Verbundkatalog verwendet; ursprünglich an den niederländischen Bibliotheken entwickelt worden
  • ist eine Grobsystematik (nur ca. 2100 Klassen) mit geringer Gliederungstiefe (48 Hauptklassen); Gliederung überwiegend nach sachlichen Aspekten, selten auch nach Ländern u. Epochen
  • für den kombinierten Einsatz mit Schlagwortsystemen (hier: RSWK) gedacht
  • Anwendungsrichtlinien zur BK sowie die gedruckte Ausgabe (mit Sach-Register zum Nachschlagen!)
DDC - Dewey Decimal Classification (Dezimalklassifikation)
 

optional ...

 

Systematiken für ÖBs - allgemeine Kennzeichen

  • Gliederung in sog. Hauptklassen (nach Wissensgebieten); weitere Untergliederung pragmatisch (also nicht unbedingt im System der Wissenschaften!) nach sachlichen, geographischen oder historischen Kriterien
  • monohierarchischer Aufbau
  • verschiedene Aspekte eines Gegenstandes werden in einer Klasse versammelt (Bsp.: hauswirtschaftliche, zoologische, tierärztliche, juristische Aspekte der Hundehaltung werden alle einer einzigen Notation/Systemstelle zugeordnet!)
  • nur relativ schwach ausgeprägte Aspekte von Schlüsselung: Biographien, Sprache / Wörterbücher etc.
Beispiele ...

ASB: Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken (Verbreitung: ca. 65% der ÖBs in alten Bundesländern)

  • in den alten Bundesländern die am häufigsten verbreitete Systematik, wird laufend gepflegt
  • 23 Hauptklassen; Notationen bestehen aus 2-3 Buchstaben und 1-3 Ziffern
  • Notationsbeispiel: Xeo 211 "Kochen - Deutsche regionale Küche"
    • X Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischwirtschaft, Hauswirtschaft
      • Xe Hauswirtschaft
        • Xeo 2 Kochen, Backen
          • Xeo 21 Regionale Küche: Allgemeines
            • Xeo 211 Deutsche regionale Küche
  • ca. 2200 Klassen; gedacht für Bestände bis ca. 100.000 Medien
  • sehr differenziertes Schlagwortregister (angereichert um ca. 18.000 SW)
  • überarbeitete Version aktuell als WIKI (inklusive Register!)
  • mit online verfügbarem Register

KAB: Klassifikation für Allgemeinbibliotheken

  • verbindliche Systematik in der früheren DDR, deshalb in den ostdeutschen Bundesländern weit verbreitet; liegt in aktualisierter und ergänzter Form vor und wird laufend gepflegt
  • 7 Teilklassifikationen der KAB
    • KAB/E: Sachliteratur und Belletristik
      • alphanumerische Notationen in 24 Hauptklassen (Großbuchstaben; ingesamt 2.700 Klassen für bis zu 80.000 Medien) unterteilt; weitere Feingliederung
    • KAB/K: Kinderliteratur
    • KAB/TM: Tonträger, Musik
    • KAB/Ter: Regionalkundliche Bestände
    • KAB/Art: Bestände in Artotheken
    • KAB/MN: Musikalien
    • KAB/BF: Bibliothekarische Fachliteratur
  • Notationen bestehen aus Großbuchstaben sowie jeweils drei Ziffern für die feinere Untergliederung
    • Schlüsselung durch bestimmte Zahlen: "0" als erste Ziffer steht für Allgemeines, "9" als erste Ziffer steht für für Biographien; eine "9" am Ende der Notation bedeutet Weiteres
  • Notationsbeispiel: X 211.1 "Kochen, Braten, Backen - deutsche regionale Küche"
    • X Hauswirtschaft
      • X 2 Ernährung
        • X 211 Regionale Küche (Allgemeines)
          • X 211.1 Deutsche regionale Küche
  • erste Hinweise zu den Hauptgruppen
  • überarbeitete Version aktuell als WIKI
  • mit online verfügbarem Register

SfB - Systematik für Bibliotheken (Anwendung sowohl in ÖB als auch WB)

  • hervorgegangen in den 1950er Jahren aus der Systematik der AGB (Amerika-Gedenk-Bibliothek, Berlin); wird von der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, der StB Bremen, der StB Frankfurt/M. und StB Hannover gepflegt
  • 30 hierarchisch geordnete Fachgebiete; Hauptgruppen werden mnemotechnisch bezeichnet, z.B. Erd = Erdkunde; weitere Feingliederung über 1-4 stellige Ziffernfolgen; ca. 14.400 Klassen für bis zu 450.000 Medien
  • Notationsbeispiel: HW 715 "Kochbücher, Backbücher, Rezeptsammlungen: Deutschland, Gesamtdarstellungen"
    • HW Hauswirtschaft
      • HW 700 - 795 Regionale Koch- und Backbücher: Allgemeines. Europa
        • HW 715 Deutschland. Allgemeines. Gesamtdarstellungen
 
Spezielle Systematiken / Beispiele ...

SKJ: Systematik der Kinder- und Jugendliteratur (Beispiel Bayern)

  • Die Gliederung bei der Systematik für Kinder– und Jugendbibliotheken geht nach Altersstufen bzw. nach formalen Kriterien vor, wobei die Kinder- und Jugendsachliteratur analog den Gruppen der ASB gegliedert wird; Hauptgruppen
  • ähnliches Vorgehen auch bei der SfB; erweiterte Version
TSM: Tonträgersystematik Musik (komplette Fassung, StB Braunschweig)

zu den Klassifierungsaufgaben



 

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