Zur Wissenschaftssprache
(in Anlehung an Kruse 1994, S. 65 ff.)
- Es gibt einige handfeste
Regeln der Wissenschaftssprache bzw. der wissenschaftlichen Darstellung,
die wissenschaftliche Texte von anderen unterscheiden.
- keine der aufgeführten
Regeln sollte dogmatisch verwendet werden
- es erfordert einige
Erfahrung, um sicher im Umgang mit ihnen zu werden
A. Begriffe definieren
- Wissenschaftliche
Darstellungen verlangen eine Definition der verwendeten Begriffe. Definieren
heißt zu erklären, wie man Wörter verwenden will. Man unterscheidet
zwischen ...
- Realdefinition (ein
Begriff wird durch direkten Bezug zur Realität definiert)
- Beispiel Realdefinition:
Temperatur ist die Wärme eines Gegenstandes oder Lebewesens gemessen
in Grad Celsius
- Nominaldefinition
(ein Begriff wird durch einen oder mehrere andere Begriffe definiert)
- Beispiel Nominaldefinition:
Informationsmanagement ist das Management von Information. Dieses Beispiel
ist eine Tautologie; die Definition bezieht sich auf sich selbst
- Da Begriffe in der Wissenschaft
uneinheitlich verwendet werden, ist mit einer bestimmten Definition eine Zuordnung
zu einer Theorie, Schule oder einem Diskurs verbunden.
- Die Verwendung von
Begriffen ist durch die Wahl eines bestimmten theoretischen Ansatzes festgelegt
und muß nicht wiederholt werden.
- Im allgemeinen kann
man sich auf Definitionen der verwendeten Schlüsselbegriffe beschränken.
- Eine Theorie ist
ein System widerspruchsfreier Aussagen, die eine reale Fragestellung zu
erklären sucht.
- Eine Schule ist
ein Verbund von Wissenschaftlern, die einen einheitlichen theoretischen
Ansatz verwenden.
- Ein Diskurs ist
eine wissenschaftliche Diskussion eines Themas.
B. Begründen
- Wissenschaftliches Arbeiten
muss sich legitimieren; d.h. ein Wissenschaftler muss begründen ...
- warum er eine bestimmte
Fragestellung untersucht,
- welche Methode er
verwendet, usw.
- Es ist legitim, in
wissenschaftlichen Arbeiten Behauptungen aufzustellen, die man nicht belegen
kann. Pflicht ist in diesem Fall nur zu begründen, warum man diese
Meinung vertritt.
C. Belegen
- Behauptungen müssen
in wissenschaftlichen Texten belegt werden.
- Ausnahmen sind triviale
Aussagen, Erläuterungen, eigene Erwägungen oder Aussagen, die
sich nicht belegen lassen.
- Belegt wird eine Aussage
durch Verweise auf empirische Daten und entsprechende Zitate. Behauptungen
anderer Autoren sind kein Beleg.
- s. auch Belegen,
Zitieren, Verweisen ...
D. Bezüge herstellen
Wissenschaftliche Aussagen
müssen auf die vorhandene wissenschaftliche Literatur bezogen werden. Wie
umfassend diese Bezüge sind, variiert mit den Ansprüchen an die Arbeit.
- In Masterarbeiten, Dissertationen
und Habilitationen wird eine umfassende Berücksichtigung der Literatur
erwartet.
- In Haus- und Bachelorarbeiten
sollte die grundlegende Literatur berücksichtigt sein.
E. Zitieren
Wörtlich wiedergegebene
Textstellen müssen zitiert, d.h. in Anführungszeichen gesetzt und
mit den entsprechenden bibliographischen Angaben versehen werden.
- Die Herkunft des Textes
muß eindeutig erkennbar sein.
- Sinngemäß
wiedergegebene Textstellen müssen mit einem bibliographischen Hinweis
versehen werden (vgl…).
- s. auch Belegen,
Zitieren, Verweisen ... sowie
- Quellenangaben
F. Paraphrasieren
- Ideen und Meinungen,
die anderen wissenschaftlichen Texten entnommen sind, müssen paraphrasiert,
d.h. in anderer Sprache wiedergegeben werden als im Originaltext, sonst macht
man sich eines Plagiats schuldig.
G. Differenzieren
- Von wissenschaftlichen
Texten wird eine differenzierte Betrachtung erwartet. D.h. es wird erwartet,
- daß nicht nur
eine Meinung dargestellt, sondern auch die wichtigsten Gegenmeinungen benannt
werden,
- daß Alternativen
aufgezählt werden und die Auswahl eines bestimmten Elements (einer
Lösung, eines Ansatzes usw.) begründet wird.
H. Systematisch vorgehen
- Wissenschaftliches Vorgehen
bedient sich einer nachvollziehbaren Systematik. Diese Systematik kann ...
- durch die Struktur
des Gegenstandes selbst,
- durch den Ablauf der
Argumentation,
- durch Notwendigkeiten
der Darstellung oder
- durch die verwendete
Methode begründet sein.
- Wie auch immer: Es empfiehlt
sich, die Systematik des Vorgehens darzustellen und zu begründen.
Copyright: B. Meier