Institutionen des öffentlichen Informationswesens
(in Anlehnung an Hacker 2000, S. 16 ff.)
  • Informationseinrichtungen der Öffentlichen Verwaltung

 

Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken - Spartenunterscheidung

Statistische Zahlen zum deutschen Bibliothekswesen laut DBS - Deutsche Bibliotheksstatistik, Gesamtauswertung für das Berichtsjahr 2020 ...

  • Öffentliche Bibliotheken: 6859 (davon 1932 haupt- und 4927 neben/-ehrenamtlich geleitet)
  • Wissenschaftliche Bibliotheken: 240 (davon z.B. 80 Universitätsbibliotheken, 130 Hochschul-/FH-Bibliotheken, 24 Regional-/Landesbibliotheken ...)
  • Insgesamt: 7099 Bibliotheken (die ihre Unterlagen der DBS gemeldet haben!)
  • Aktuellste Gesamtauswertungen der DBS im Überblick (nach Jahren)

A. ÖB - Öffentliche Bibliothek / Öffentliche Bücherei (früher auch Volksbücherei)

  • alle Bibliotheken, die der allgemeinen Information, der allgemeinen politischen und beruflichen Bildung sowie der Unterhaltung dienen
  • stellen die Medien der gesamten Öffentlichkeit (im wesentlichen) ohne Einschränkung zur Verfügung
  • führen meist die Bezeichnung "Stadtbibliothek", "Gemeindebibliothek" oder "Kreisbibliothek", da sie von Städten, Gemeinden bzw. Landkreisen finanziert werden
  • s. auch ÖB-Wesen im Überblick
 

B. WB - Wissenschaftliche Bibliothek

  • dienen in erster Linie dem wissenschaftlichem Studium und der Forschung
  • Benutzer sind wissenschaftlich arbeitende Personen: Studierende, Dozenten, Forscher, Praktiker (z.B. Ärzte, Lehrer, Rechtsanwälte, Journalisten etc.), die wissenschaftliche Literatur benötigen
  • Verschiedene Typen
    • wiss. Universalbibliotheken: pflegen alle oder sehr viele Wissensgebiete (z.B. Universitäts-, Staats- und Landesbibliotheken)
    • Fachbibliotheken / Spezialbibliotheken: pflegen nur ein oder mehrere eng benachbarte Fachgebiet(e)
  • s. auch WB-Wesen im Überblick
 

Bezeichnungen "öffentlich" und "wissenschaftlich" dürfen nicht missverstanden werden: auch sehr viele WBs sind "öffentlich" und werden von öffentlichen Unterhaltsträgern (Bund, Land, Stadt) finanziert. Andererseits haben auch viele größere ÖBs in ihren Beständen wiss. Schrifttum. Sehr häufig fließende Grenzen zwischen ÖB und WB!!

Nach Hacker (2000, S. 20) läßt sich der Unterschied folgendermaßen definieren:

"Für die ÖBs ist ein alle Gruppen der Gesellschaft ansprechender Buchbestand sowie die uneingeschränkte öffentliche Zugänglichkeit charakteristisch, für die WBs das Überwiegen der wiss. Literatur und der Benutzung zu wiss. Zwecken".

 

Bei beiden Bibliothekstypen steht die Gebrauchsfunktion im Vordergrund.

Hinzutreten kann die Archivfunktion, das bedeutet, dass Bibliotheken Medien dauerhaft archivieren, um sie auch für die Zukunft zu erhalten, z.B. bei Nationalbibliotheken (Archivierung des inländischen Schrifttums) oder bei Regionalbibliotheken (Archivierung des Schrifttums aus der Region).

 

Fachinformationseinrichtungen / Informationsvermittlungsstellen (früher IuD-Stellen, Dokumentationsstellen)
  • betreiben jeweils für ein Fachgebiet oder eine Fächergruppe das Sammeln, Erschließen, Speichern und Vermitteln von wissenschaftlicher Information
  • in Deutschland ein eigenes System von Fachinformationszentren (FIZ)
  • produzieren häufig sog. Fachinformationsdienstleistungen, z.B. Online-Datenbanken (bibliographische, Fakten- oder Volltext-Datenbanken) oder weitere Fachbibliographien --> sehr ausführliche inhaltliche Erschließung der Medien (Deskriptoren!, Abstracts!); häufig umfangreicher als in Bibliotheken
  • im Gegensatz zur Bibliothek haben Fachinformationseinrichtungen in der Regel keinen eigenen Medienbestand, arbeiten aber häufig mit Spezialbibliotheken eng zusammen
  • die Tätigkeitsgrenzen zwischen Fachinformationseinrichtungen und Spezialbibliotheken verlaufen daher häufig fließend!

 

 


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